Genossenschaften sind weit mehr als nur eine Unternehmensform – sie sind ein gelebtes Prinzip der Solidarität, das Menschen zusammenbringt, um gemeinsame wirtschaftliche Ziele zu erreichen.
Eine der bekanntesten Genossenschaftsorganisationen ist die Raiffeisenbank. Sie steht exemplarisch für die genossenschaftliche Idee, die Friedrich Wilhelm Raiffeisen vor mehr als 150 Jahren entwickelte. Sein Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe bildet bis heute die Grundlage für zahlreiche Raiffeisen-Genossenschaften in Österreich und weltweit.
Diese Genossenschaften agieren nach klar definierten Regeln, die sicherstellen, dass wirtschaftliche Gewinne und Vorteile nicht einer kleinen Gruppe von Investor:innen, sondern der gesamten Gemeinschaft zugutekommen. Doch was macht die Raiffeisenbank als Genossenschaft besonders? Mehr dazu findest du in diesem Beitrag.
Die Werte und Strukturen einer Genossenschaft
Die Raiffeisenorganisation basiert auf drei fundamentalen Prinzipien: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Diese Prinzipien sorgen dafür, dass Mitglieder nicht nur Kund:innen, sondern auch Miteigentümer:innen sind. Das bedeutet, dass sie aktiv an der Entwicklung der Bank beteiligt sind, durch demokratische Abstimmungen Einfluss nehmen können und an den wirtschaftlichen Erfolgen teilhaben.
Das demokratische Mitbestimmungsrecht folgt dem Prinzip “ein Mitglied – eine Stimme”. Dadurch wird sichergestellt, dass nicht die Höhe der Kapitaleinlage über den Einfluss auf Entscheidungen bestimmt, sondern alle Mitglieder gleichberechtigt sind. Dies unterscheidet Genossenschaftsbanken von privatwirtschaftlich geführten Banken, in denen oft Großinvestor:innen oder Aktionäre:innen mit hoher Kapitalbeteiligung die Entscheidungsgewalt innehaben.
Der Förderauftrag spielt hierbei eine besondere Rolle: Gewinne fließen nicht in die Taschen externer Investor:innen, sondern werden für die Entwicklung der Bank, die Förderung der Mitglieder sowie den Ausbau der regionalen Wirtschaft eingesetzt. Dies fördert Regionalität, wirtschaftliche Sicherheit und langfristige Stabilität.
Ein weiteres zentrales Element ist das Prinzip der Subsidiarität. Dies bedeutet, dass Entscheidungen stets auf der niedrigstmöglichen Ebene getroffen werden, um den direkten Bezug zur regionalen Wirtschaft und den Bedürfnissen der Mitglieder zu gewährleisten. Die Raiffeisenbanken sind daher eng in ihren jeweiligen Gemeinden verwurzelt und bieten Finanzdienstleistungen, die speziell auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnitten sind.
Die Raiffeisenbank als Genossenschaftsbank
Die ersten Raiffeisenbanken wurden gegründet, um landwirtschaftlichen Betrieben Zugang zu Krediten zu verschaffen und sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu unterstützen. Heute sind sie ein wichtiger Bestandteil der Raiffeisengruppe und tragen wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich bei. Besonders in Oberösterreich und Niederösterreich haben die Raiffeisenlandesbanken eine bedeutende Funktion als Finanzierungspartner für Betriebe, Landwirt:innen, mittelständische Unternehmen und Privatpersonen. Aber auch in den anderen Teilen Österreichs und auf internationaler Ebene haben die Raiffeisenbanken einen großen Einfluss.
Als Teil der Raiffeisen Bankengruppe bietet die Bank ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen an. Neben klassischen Konto- und Sparprodukten umfasst das Angebot eine Vielzahl weiterer Leistungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Mitgliedern und regionalen Unternehmen zugeschnitten sind. Dazu gehören Kredit- und Finanzierungsangebote für die Landwirtschaft, Gewerbe sowie private Haushalte, Versicherungen und Vorsorgeprodukte und auch Investitionen in nachhaltige Projekte, insbesondere im Bereich Energiegenossenschaften.
Zusätzlich ist die Raiffeisenbank eng mit weiteren genossenschaftlichen Einrichtungen wie Molkereigenossenschaften, Lagerhaus-Genossenschaften und der Raiffeisen Ware Austria (RWA) vernetzt. Diese Organisationen spielen eine entscheidende Rolle in der Nahversorgung, der Agrarwirtschaft und der Bereitstellung von Infrastruktur für zahlreiche Wirtschaftszweige.
Die Symbolik des Giebelkreuzes
Ein besonderes Erkennungsmerkmal der Raiffeisenbank ist das Giebelkreuz, das seit vielen Jahrzehnten als Symbol für genossenschaftliche Werte wie Sicherheit, Vertrauen und Stabilität steht. Dieses Zeichen hat eine tiefgehende historische Bedeutung und repräsentiert die Grundprinzipien der Raiffeisen-Genossenschaften.
Das Giebelkreuz besteht aus zwei gekreuzten Pferdeköpfen, die ursprünglich von alten Fachwerkhäusern übernommen wurden. In der bäuerlichen Tradition diente das Kreuz als Schutzsymbol, das Haus und Hof vor Unheil bewahren sollte. Raiffeisen übernahm dieses Symbol bewusst, um die zentrale Idee seiner Bewegung zu unterstreichen: Gemeinschaftlicher Schutz und wirtschaftliche Sicherheit durch Solidarität und Zusammenarbeit.
Heute ist das Giebelkreuz auf den Gebäuden der Bankstellen, auf Dokumenten, in Werbematerialien sowie in digitalen Medien zu finden. Es unterstreicht die enge Verbindung zur Tradition und den genossenschaftlichen Werten, die bis heute das Fundament der Raiffeisenorganisation bilden. Darüber hinaus signalisiert es Kund:innen und Mitgliedern, dass sie Teil eines stabilen und nachhaltigen Finanzsystems sind, das langfristige Sicherheit und Verlässlichkeit bietet.
Die Symbolik des Giebelkreuzes geht jedoch über das Finanzwesen hinaus. Auch in anderen genossenschaftlich organisierten Unternehmen der Raiffeisenorganisation, wie Lagerhaus-Genossenschaften, Molkereigenossenschaften oder Energiegenossenschaften, findet sich dieses Erkennungsmerkmal. Es steht für das über Jahrzehnte gewachsene Vertrauen in ein System, das auf Selbsthilfe, Verantwortung und Kooperation basiert.
Mitgliederorientierung und wirtschaftlicher Erfolg
Ein wesentliches Merkmal einer Raiffeisen-Genossenschaft ist die Mitgliederbeteiligung. Kund:innen können Genossenschaftsanteile erwerben und werden dadurch Miteigentümer der Bank. Dadurch profitieren sie nicht nur von attraktiven Konditionen bei Finanzdienstleistungen, sondern können aktiv an Entscheidungsprozessen teilnehmen und den Kurs der Bank mitbestimmen.
Die wirtschaftlichen Vorteile einer Mitgliedschaft sind somit sehr vielfältig und jeder Einzelne kann für seine eigenen Vorstellungen und Interessen einstehen.
Gewinne werden nicht kurzfristig an externe Aktionäre ausgeschüttet, sondern für die langfristige Entwicklung der Bank und ihrer Mitglieder genutzt. Dies schafft ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, in dem der wirtschaftliche Erfolg nicht wenigen Einzelpersonen zugute kommt, sondern in der gesamten Gemeinschaft Wirkung zeigt.
Darüber hinaus bietet die Mitgliedschaft in einer Raiffeisenbank Zugang zu speziellen Veranstaltungen, Netzwerktreffen und Schulungen, bei denen Mitglieder sich weiterbilden, Kontakte knüpfen und von der Expertise der Bank profitieren können.
Zukunftsfähigkeit und Digitalisierung der Raiffeisenbanken
Die Raiffeisenorganisation setzt zunehmend auf Digitalisierung, um moderne Finanzdienstleistungen bereitzustellen und die Mitgliederbetreuung zu verbessern.
Groß geschrieben wird hierbei die Investition der Raiffeisenbank in die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Lösungen, um den steigenden Anforderungen der Kund:innen gerecht zu werden und eine schnellere Abwicklung von Finanzgeschäften zu ermöglichen.
Dazu gehören unter anderem moderne Zahlungsverkehrssysteme, innovative Investmentmöglichkeiten und digitale Beratungsplattformen, die es Mitgliedern ermöglichen, Finanzentscheidungen effizienter zu treffen.
Aber trotz dieser fortschreitenden Digitalisierung bleibt die Regionalität ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells. Zahlreiche Bankstellen in ganz Österreich und anderen Regionen dienen als Nahversorger für Finanzdienstleistungen und sichern den persönlichen Kontakt zu den Mitgliedern.
Die Raiffeisenbank als starke Gemeinschaft
Die Raiffeisenbank ist ein Vorbild für die erfolgreiche Umsetzung der genossenschaftlichen Idee. Sie vereint wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und bietet Mitgliedern finanzielle Sicherheit sowie Mitbestimmung. Ob als Obmann einer regionalen Genossenschaft oder als einfaches Mitglied – die Bank lebt das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe.
Ein gelungenes Beispiel ist Raiffeisen Hippach Miteinander. Hier wird der Gemeinschaftsgedanke aktiv gelebt: Mitglieder profitieren von vielfältigen Vorteilen, können mitbestimmen und tragen zur regionalen Entwicklung bei. Durch die enge Verbindung zu lokalen Unternehmen, Landwirt:innen und privaten Haushalten entstehen nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven. Damit bleibt die Genossenschaftsidee auch in Zukunft ein starkes Fundament für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt.
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Antworten auf häufig gestellte Fragen
Das zentrale Prinzip lautet Hilfe zur Selbsthilfe. Mitglieder einer Genossenschaft unterstützen sich gegenseitig, um wirtschaftliche Sicherheit und gemeinsame Vorteile zu schaffen.
Die Raiffeisenbanken basieren auf den Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Sie sind genossenschaftlich organisiert, gehören ihren Mitgliedern und verfolgen keine Gewinnmaximierung, sondern den wirtschaftlichen Erfolg der Gemeinschaft.
Genossenschaften beruhen auf demokratischer Mitbestimmung, Mitgliederbeteiligung, regionaler Verwurzelung und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit. Jedes Mitglied hat eine Stimme, und Gewinne werden zum Wohl der Mitglieder und der Region verwendet.